Gewobag-Antworten zum Zustand ihrer Bestände in Staaken:

Zu viel Leerstand und zu wenig Service

Hat die landeseigene Wohnungsgesellschaft Gewobag sich mit der Übernahme zum 1.12. 2019 der rund 3.400 Wohnungen beiderseits der Heerstraße in Staaken übernommen? Man kann es kaum verneinen, angesichts der Vielzahl von Meldungen und Artikeln, hier auf staaken.info und in vielen Medien der Stadt, über Misstände, von Reparaturstau bei Schließanlagen, Fahrstühlen, Beleuchtung und Wasserschäden über Vermüllung, Tauben- und Rattenplage bis zu mangelnder Sicherheit, die in häufigen Brandanschlägen mündete. Die Stellungnahme der Gewobag zur schriftlichen Anfrage im Abgeordnetenhaus gibt da wenig Aufschluss und lässt eher noch Fragen offen.

Laut Gewobag-Antwort Nr.1 zur  schriftlichen Anfrage der Linken-Abgeordneten Franzika Leschewitz und Dr. Michail Nelken zum Thema Andauernde Misstände in Wohnanlagen der Gewobag im Quartier Heerstraße Nord, werden unter dieser räumlichen Zuordnung exakt 5.454 Wohneinheiten aufgeführt, darunter auch Wohnungen in der Pfarrer-Theile-Str. und Richard-Münch-Straße die noch westlich der Rudolf-Wissell-Siedlung und der Staakener Felder liegen.

Überdurchschnittlich hoher Leerstand
Davon stehen aktuell zum Zeitpunkt Ende Juni (s. Antwort 2) sage und schreibe “444 Wohnungen … im Quartier Heerstraße Nord durchschnittlich 11 Monate leer”. Ein im Vergleich extrem hoher und langandauernder Leerstand, der sich nicht alleine durch die Asbestsanierung erklären lässt. Zum  Zeitpunkt der Antwort am 15.6. 21 auf die Schriftliche Anfrage zum Thema Asbest  (s.unten) waren es gerade mal  141 WE in Staaken mit Asbest-Sanierungsbedarf . Für die übrigens spandauweit nur 41 Umsetzwohnungen zur Verfügung stehen.

Zu wenig Personalstellen für Hauswartdienste
Für alle o.g. fast 5.500 Wohneinheiten der Gewobag im Qurtier sind über das Unternehmen fletwerk gerade mal elf (!!) Personalstellen für Hauswartdienste regelmäßig beauftragt. Kein Wunder also, dass die Beschwerden über Mängel bei Sauberkeit und Instandhaltung bzw. Instandsetzung in den Aufgängen der Hochhäuser und Wohnzeilen nicht ab- sondern zunehmen. 

Mn kennt sie nicht, man sieht sie nicht und ein direkter Kontakt ist i.d.R. nicht möglich. Schadensmeldungen und Anfragen der Mieter:innen sind nur über die zentrale Servicestelle der Gewobag möglich und auch da gibt es Beschwerden, dass – besonders bei der empfohlenen Meldung via Email –selbst nach mehrmaliger Erinnerung keine Antwort und erst recht keine Aktivität erfolgt.

Unabhängig von der berechtigten Forderung des Bündnisses kommunales und selbstverwaltetes Wohnen (kusWo) zur Reintegration der Hausmeisterdienste (Artikel v. 17.6.21) im Unternehmen , muss die Zahl der beauftragten Servicekräfte zeitnah tüchtig erhöht werden. 

Kein positiver Effekt des Sicherheitsdiensts?
Gerne übrigens hätte man mehr erfahren zur Antwort 10 über “die Evaluierung” und die “sorgfältige Prüfung der Ergebnisse” die von der Gewobag vorgenommen worden sind und dazu geführt haben, dass die noch von der ADO übernommene abendliche “Sicherheitsbestreifung” im Gebiet beendet wurde, weil “ein tatsächlicher positiver Effekt auf die Sicherheitslage nicht festgestellt werden konnte”.

Was bleibt?
Inwiefern die Einschätzung des Senats   und der Staatssekretärin für Wohnen Wenke Christoph gefolgt werden kann, dass sich die “Prozesse in der Kommunikation zwischen Mietenden und der Gewobag AG verbessern werden”, wird sich zeigen.

Wenn der Senat keine Zweifel daran hat, ” dass die Rekommunalisierung der Wohnungsbestände an der Heerstraße Nord sowohl für die Mietenden wie auch für das Land Berlin vorteilhaft ist” so weiß Marcel Eupen vom Alternativen Mieter- und Verbraucherschutzbund AMV e.V. aus den  Sprechstunden der bezirklichen Mieterberatung im Stadtteilzentrum an der Obstallee (montags von 16-19 Uhr), dass “nahezu jede Woche Mieterinnen und Mieter und berichten von ihren Problemen mit der Gewobag. Einhelliger Tenor ist: Unter der ADO war es besser”!

Im Wortlauf zum download:
Schriftliche Anfragen der Abgeordneten Leschewitz u. Nelken + Antworten:
Misstände in Gewobag-Wohnanlagen im Quartier H.N. (Drucksache 18/27 776)
Asbestbelastung in Gewobag-Wohnungen in Spandau (Drucksache 18/27 775)

dazu die Presseerklärung die Linke v. 1.7.21:
Zustand der Gewobag-Bestände in Spandau

u. v. Bündnis kommunales u. selbstverwaltetes Wohnen (kusWo)
• Offener Brief  Fremdvergabe von Dienstleistungen v. 9. Juni 2021

 

2 Antworten zu “Zu viel Leerstand und zu wenig Service”

  1. Ich verstehe diesen Kommentar nicht! In dem Artikel geht es nicht um “Verbesserungen” für die der Gewobag die nötigen Finanzspritzen “aus der Politik” fehlen – sondern ausschließlich um “kostenfreie” VERSCHLECHTERUNGEN im Haus-, Reparatur- und Reinigungsservice …

    Also kein Grund die Gewobag zu verteidigen

  2. Mich überrascht das nicht! Kann man denn wirklich davon ausgehen, dass kommunale Wohnungsbaugesellschaften ohne wirtschaftliche Grundgedanken wirtschaften können und werden? Werden nicht auch sie alle Kosten für Wertverbesserungen auf die Mieten umlegen (müssen)?
    Leider aber wurden von der Berliner Politik Erwartungen geweckt, die auch kommunale Wohnungsgesellschaften nicht erfüllen können. Merke: Jede Verbesserung unserer Wohnsituation kostet in der Regel Geld, und davon haben auch die Kommunalen nicht unendlich!

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