Stadtumbau: Grünwegplanung nördl. Rieselfeldabfanggraben

Annäherungstour – was soll, was kann!?

Für die Projekte des Stadtumbauprogramms ganz fundamental: die Bürgerbeteiligung an Ideenfindung und Planung. So auch im Staakener Fördergebiet, mit diversen Formaten von Versammlungen und Workshops bis zu festen Gremien der Beteiligung, wie dem JKA-Parkrat oder dem Beirat zur Machbarkeitsstudie für den Rieselfeldabfanggraben am Weinmeisterhornweg. Dort fand am 11.6. nach langer Corona-Zwangspause ein Vor Ort-Rundgang von Planer* und Anwohner*innen statt, der scheinbar so manche Annäherung der Positionen für eine “behutsame Durchwegung” des “verborgenen” Grünzuges gebracht hat.

Lesen Sie dazu den nachfolgenden Bericht von Ralf Hoffmeister von Stadtkontor Gesellschaft für behutsame Stadtentwicklung mbH, die mit der Koordination der Stadtumbau-Projekte in Staaken beauftragt ist:

 

Der Bürgerspaziergang zur
Machbarkeitsstudie Nördlicher Rieselfeldabfanggraben
am Donnerstag 11. Juni 17-19.30 Uhr ab Semmelländer Weg

 

Das Drehbuch hätte nicht besser geschrieben werden können. Der pünktlich aufkommende Regen drohte, die Corona-Kontaktliste in Pappmasché zu verwandeln, noch bevor die 20-köpfige Runde startete. Auf dem Programm stand ein Abenteuerspaziergang durch die unerforschten oder besser: nicht immer oder überall zugänglichen Welten des Nördlichen Rieselfeldabfanggrabens.

Aber egal, auf geht‘s, der Regen ließ auch schon etwas nach. Der Spaziergang startete an der Ecke Semmelländer Weg und sollte an der Gatower Straße bei gut gelauntem Sonnenschein enden. Ziel war, erste Erkenntnisse des Gutachterteams vorzustellen, anhand der tatsächlichen Gegebenheiten deren Bedeutung für die künftige Ideenfindung zu beurteilen, aber vor allem das praktische Expertenwissen der Anwohner*innen einzuholen und zu hinterfragen, wo vielleicht ein Konflikt lauern könnte.

 

Was geht, was geht nicht, was sind die markanten Besonderheiten und was ist besonderes schützenswert? Das Büro Ökoplan berichtete, bisher seien 43 Vogelarten im Untersuchungsgebiet festgestellt worden, die überwiegend im Gehölzbeständen und halboffenen Landschaftstypen brüten. Oder übersetzt: die typisch für Grünanlagen und Gärten sind. Wie hoch der Anteil der nach Roter Liste geschützten Vogelarten ist, kann erst am Ende der laufenden Kartierung gesagt werden, jetzt sei es noch zu früh.

Die Planungsgruppe Cassens+Siewert berichtete vom Stand ihrer Kartierung und Bewertung der vorhandenen Vegetationsbestände und erläuterte anhand einiger Geländeschnitte die hydrologischen Besonderheiten des Grabens. Schon bemerkenswert, dass auch bei außergewöhnlichen Starkregenfällen in den letzten Jahre der Graben kein oder kaum Wasser geführt hatte.

 

Ob denn die roten Markierungen eine neue Abgrenzung der Grundstücke sei, wurde gefragt. Aber das Vermessungsbüro Zoll beruhigte die Anwohner*innen, hierbei würde es sich nur um Bezugspunkte für die eigentliche Vermessung, nicht aber deren Ergebnis oder gar die Neuaufteilung von Grundstücken handeln.

 

Der Spaziergang führte über jene Bereiche zwischen dem Graben und den privaten Grundstücken, die normalerweise nicht zugängig sind. Und irgendwie scheint da auch (etwas) Platz für einen Weg zu sein, er muss ja nicht immer sehr breit sein und kann ja auch an der einen oder anderen Stelle verschwenkt werden, wenn erforderlich. Aber genau das wird Aufgabe der nächsten Planungsschritte sein: wie ein Weg verträglich und behutsam in den Bestand eingefügt werden kann und gleichzeitig die Interessen der Anwohner gewahrt werden.

 

Das bereits etwas geschieht, konnte bei der Abbruchmaßnahme vom ehemaligen Forellenhof Roter begutachtet werden. Mit dem Rückbau der Baulichkeiten, Einfriedungen und der Entsiegelung der Brachfläche des Forellenhofes werden an dieser Stelle bereits die Voraussetzung für eine öffentliche Erholungsnutzung geschaffen. Diese Maßnahme wird finanziert aus Fördermitteln des Berliner Programms für Nachhaltige Entwicklung (BENE).

Weiter ging es in Richtung Gatower Straße. Viele Erkenntnisse und Einsichten, vor allem aber ein sehr offenes und kooperatives Miteinander, das waren die Kennzeichen der Veranstaltung, selbst wenn natürlich die Anwohner*innen einen anderen Blick auf die Durchwegung haben als Außenstehende.

Für alle Beteiligten zeichnete sich ab, dass mit der behutsamen Erschließung des Nördlichen Rieselfeldabfanggrabens ein Beitrag für die Erholung und Freiraumnutzung geleistet werden kann.

Das Büro Stadtkontor, das das Bezirksamt Spandau bei der Steuerung der Stadtumbaumaßnahme Brunsbütteler Damm / Heerstraße unterstützt, betonte, dass sich mit der behutsamen Durchwegung des Nördlichen Rieselfeldabfangrabens aber auch ein wesentlicher Baustein für den Lückenschluß des Grünen Rings im Stadtumbaugebiet umsetzen ließe.

Für die nahe Zukunft wird es wichtig sein, die Ergebnisse und Vorschläge der Machbarkeitsstudie mit dem Beteiligungsgremium erneut zu diskutieren. Das Büro Fromlowitz + Schilling deutete an, dieses könne Corona bedingt nur über Onlineplattform mein.Berlin.de ermöglicht werden. Allerdings, da waren sich die Beteiligten einig, wäre die „echte“ und direkte Beteiligung die bessere Form. Aber da muss man schauen, was möglich ist.

Die Sonne zeigte sich zunehmend aufgeschlossen und so endete nach guten 2 Stunden der Bürgerspaziergang in strahlender Abendsonne.

Ralf Hoffmeister
Stadtkontor GmbH
15. Juni 2020

 

zum nachlesen auf staaken.info:

Machbarkeitsstudie nördlicher Rieselfeldabfanggraben

“Entschuppt” wird der Ex-Forellenhof (v. 12. 5. 2020)
Lückenschluss für grünen Rundweg (v. 7. 1. 2020)

Stadtumbau Brunsbütteler Damm – Heerstraße
Abgeschlossenes, Laufendes & Neues (v. 27. 2. 2020)

Eine Antwort zu “Annäherungstour – was soll, was kann!?”

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