Heute Gedenkminuten 11.50-12 Uhr

Heute findet in Hanau eine zentrale Trauerfeier für die Opfer des rassistischen Terrors vom 19. Februar statt. Anlass genug, um auch hier ein Zeichen gegen rechte Gewalt, Menschenfeindlichkeit und Rassismus zu setzen und sich dem Aufruf zu Gedenkminuten der Initiative von IG Metall Hanau-Fulda und ver.di Hessen anzuschließen, heute am Mittwoch 4. März von 11.50 – 12.00 Uhr die Arbeit ruhen zu lassen, um gemeinsam der am 19. Februar in Hanau ermordeten neun Menschen zu gedenken.

 

Wer waren sie?

Gökhan Gültekin (37 Jahre)
Er hatte gerade ein Umzugsunternehmen gegründet und arbeitete nebenbei als Kellner in einer der Shishabars. Seine kurdische Familie kam aus der osttürkischen Provinz Ağrı nach Deutschland, bevor er geboren wurde. „Gökhan war der Besonnene und Fleißige der Familie gewesen“, erzählt sein Vater der Süddeutschen Zeitung. Er wollte sich in Kürze verloben.

Sedat Gürbüz (30 Jahre)
Er war der Besitzer der „Midnight“-Shishabar und lebte in Dietzenbach. Sein guter Freund Navid sagt gegenüber „20 Minuten“: „Sedat war ein geliebter Bruder. Er hat immer gelacht, konnte keiner Fliege etwas zuleide tun“.

Said Nessar Hashemi (21 Jahre)
Nach Informationen der Hessenschau wurde Said in Hanau geboren und ging dort zur Schule. Im kommenden Jahr wollte er die Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker absolvieren. „Er war immer glücklich gewesen und war immer für Menschen da, die seine Hilfe benötigten“, schrieb seine Schwester der Hessenschau. Sein zwei Jahre älterer Bruder überlebte schwerverletzt.

Mercedes Kierpacz (35 Jahre)
Sie arbeitete in einem Kiosk neben einer der beiden Shishabars und war Mutter von zwei Kindern. Angeblich war sie mit dem dritten Kind schwanger. Ihre Freundin Jade M. erinnert sich gegenüber „20 Minuten“ an Mercedes: „Sie war auch sehr offen und sympathisch. Man hat sich in ihrer Nähe sofort wohlgefühlt“. Sie kommt aus einer deutsch-polnischen Romnija- Familie. Sie hinterlässt einen 17 jährigen Sohn und eine 3 jährige Tochter.

Hamza Kurtović (21 Jahre)
Hamza wurde wie schon sein Vater in Deutschland geboren. Er wohnte in der Nähe des Täters und seine Familie stammt ursprünglich aus der bosnisch-herzegowinischen Stadt Prijedor. Hamza hatte erst vor kurzer Zeit eine Ausbildung abgeschlossen und stieg gerade in das Berufsleben ein.

Vili Viorel Păun (23 Jahre)
Vili war der einzige Sohn seiner Eltern, kam aus Singureni in Rumänien und gehörte der Minderheit der rumänischen Roma an. Vor ca. 8 Jahren kam er nach Deutschland, um seiner Mutter beizustehen, die wegen einer medizinischen Behandlung hergezogen war. Er lebte zusammen mit seinen Eltern in Hanau und arbeitete für einen Lieferdienst – später wollte er Informatik studieren.

Fatih Saraçoğlu (34 Jahre)
Er lebte noch nicht lange in Hanau. Er zog aus Regensburg dorthin, um sich selbstständig zu machen. Ein Freund der Familie sagte: „Das sind ganz freundliche, zurückhaltende Menschen. Fatih hatte hier noch viele Freunde“.

Ferhat Ünvar (22 Jahre)
Er hatte erst kürzlich eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker in einem Sanitärbetrieb abgeschlossen. Seine kurdische Familie war aus der Türkei nach Deutschland geflohen. Ferhat war der Sohn einer ehrenamtlichen Unterstützerin der kurdischen Zeitung Yeni Özgür Politika und sein Cousin beschreibt ihn als lebenslustigen Menschen.

Kalojan Velkow (32 Jahre)
Er kam vor etwa zwei Jahren aus Lyutidol in Bulgarien nach Deutschland. Kalojan arbeitete als Wirt bei der Bar „La Votre“ neben der „Midnight“-Shishabar und unterstützte mit seiner Arbeit seine in Bulgarien lebende Familie. Er war Vater eines siebenjährigen Sohnes.

Gabriele Rathjen (72 Jahre)
Sie war die Mutter des Täters und Hausfrau. Sie starb im Alter von 72 Jahren. Ob der Täter auch sie aufgrund eines rechtsextremen Motivs ermordete, lässt sich gegenwärtig nicht sicher sagen. Sie wurde jedoch im unmittelbaren Zusammenhang des rechtsextremen Anschlags ermordet und wird deshalb auf der Webseite der Amadeu Antonio Stiftung als Todesopfer rechter Gewalt geführt.

zum download:
Aufruf zum Gedenken der Opfer des rechten Terrors

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