Kommt jetzt der schnelle Resterampe-Ausverkauf?

Was wird aus den Adler-Beständen in der Wissell-Siedlung?

Heute soll wohl die Entscheidung fallen am Londoner Gerichtshof (*Ergebnis s.unten) ob der Trick der Adler Group gelingt, ihren Restrukturierungsplan durchzusetzen, auch wenn maßgebliche Teile der Gläubiger der rund 3,5 Milliarden schweren Anleiheverbindlichkeiten ihre Zustimmung verweigert haben. Aber für die vielen betroffenen Mieter:innen der Adler-Wohneinheiten nicht nur am Pillnitzer, Loschwitzer und Cosmarweg  ist das Urteil eher unerheblich, denn so oder so am Ende – nicht nur des Adler-Plans – steht der Schlussverkauf sowohl der Immobilienbestände wie auch der Projekte. 

Jetzt ist der Senat gefragt – ob der noch amtierende oder der künftige – um für die Adler/Westgrund-Wohnbestände in der Staakener Rudolf-Wissell-Siedlung und für die Mieter:innen “eine Zukunft pro qm” zu sichern, ohne weiterhin Spielball zu sein für Spekulanten. 

Seit dem Zusammenschluss von ADO, Adler und Consus zur Adler Group im Jahre 2019 haben etliche Skandale, Verdachtsäußerungen, wie des Viceroy Research und bestätigende BaFin-Aufdeckungen von “sagenhaften” Überbewertungen im Jahresabschluss nebst Testatsverweigerungen der Wirtschaftsprüfer usw dazu geführt, dass der Aktienwert der Gruppe in nur vier Jahren von 40 € auf inzwischen rund 80 Cent gesunken ist und trotz Bestandsveräußerungen, Fristverlängerungen für Abschlüsse und Zahlungsfälligkeiten … chancenlos im sog. Pennystock verweilen wird.

Selbst der von Adler vorgelegte Restrukturierungsplan sieht keinen anderen Ausweg als den der Liquidation: Schon ab Juni diesen Jahres sollen bis Ende 2024 Wohnbestände für 2,8 Mrd € und Immobilien-Entwicklungsprojekte –wie z.B. der Steglitzer Kreisel – für 1,7 Mrd. € veräußert und parallel die Zahl der Arbeitsplätze im Unternehmen auf weniger als ein Viertel reduziert werden. Die dann noch vorhandenen Entwicklungsprojekte sollen bis Ende 2025 und die restlichen Wohnbestände bis Ende 2026 zu Geld gemacht sein und entsprechend steht dann 2027 niemand mehr auf der Gehaltsliste von der Adler Group.

Ob die mehreren hundert Adler-Wohnungen westlich vom Magistratsweg bereits zu den ersten gehören werden, die “auf dem “Markt landen”, ist unbekannt. Auf jeden Fall aber sollten – nicht nur im Interesse der betroffenen Mieterschaft – die landeseigenen Wohnungsunternehmen geschickt und zügig  Übernahmeangebote unterbreiten. 

*Der High Court of England and Wales hat gestern 12.4. entschieden, dass der sog. Restrukturierungsplan der Adler Group – nach englischem Recht – auch ohne die Zustimmung von 75% der Anleihegläubiger umgesetzt werden kann. Jedoch steht noch eine in Frankfurt eingereichte Klage der Gläubigergruppe aus, ob der “Umweg via London” überhaupt rechtens ist. (13.4.23 red staaken.info)

zum Nachlesen auf staaken.info
ADO wieder zurück im Kiez (Juli 2020)
• Adler verkauft Westgrund Wohnungen? (Oktober 2021)
• Adler bleibt in der Wissell-Siedlung (November 2021)
• Vonovia greift nach Adler Group (Februar 2022)
• Adler Group im Sturzflug (Mai 2022)
• Adler mittendrin im Immobilienpoker (Juni 2022)
Adler Group jetzt mehr m² als Zukunft? (November 2022)

 

Eine Antwort zu “Was wird aus den Adler-Beständen in der Wissell-Siedlung?”

  1. So gut wie es ist, Wohnungsbestände von “Finanzhaien” zurückzukaufen, so wichtig ist es aber auch die Kosten für die Infrastruktur(Verwaltung, Dienstleistungen usw.) und für Sanierungen die den aufnehmenden Wohnungsgesellschaften entstehen, auch zur Verfügung zu stellen. Das Beispiel Gewobag zeigt deutlich, wie die negativen Auswirkungen sind, wenn das nicht passiert.

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